Iges (Institut für Gesundheits- und Sozialforschung) ist keine Klitsche, sondern eine renommierte Einrichtung. Sie bringen einen sehr guten „Pandemie Monitor“ heraus, der in meinem Kopf zu mehreren Fragezeichen führt.
Die bayerischen Coron- Zahlen und die Beliebtheit des bayerischen Ministerpräsidenten
Da ist zum einen die Meldung vom 11.3.21 über die Inzidenz: Während diese am 10.3. in Deutschland insgesamt bei 69 lag, lag sie in Bayern bei 76,8, in Sachsen bei 85,1,und in Thüringen gar bei 138,1. Bei der im Vergleich zu Vorwoche um 2444 höheren Zahl der Infizierten, „entfielen auf die Bundesländer Bayern, Sachsen und Thüringen 1.099 Fälle, etwa 45 Prozent. Der Bevölkerungsanteil dieser drei Bundesländer beträgt jedoch nur ca. 23 Prozent.“ Dass hier ein Zusammenhang mit der Nähe zur tschechischen Grenze liegt, ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Nur: das ist nicht die ganze Erklärung. Schon gar nicht für Bayern – und Bayern interessiert mich besonders:
Das Bundesland Bayern ist seit einem Jahr Spitzenreiter bei den Fallzahlen. In den letzten Monaten (vorher habe ich nicht so drauf geachtet) gibt es keine Hitliste der 4 Inzidenz-Landkreis-Hotspots bei denen Bayern nicht wenigstens zwei Plätze besetzte. Ich vergleiche weiter die Zahlen vom 12.3. (Quelle: Süddeutsche Zeitung) mit NRW: Inzidenz Bayern: 77 pro 100 000, Todesfälle in Bayern 97 pro 100 000. NRW: Inzidenz 70; Todesfälle 76.
Wie kommt es, dass ein Ministerpräsident Söder, mit seiner „harten-Hund-Attitüde“, der im Frühjahr den bundesweit härtesten Lockdown für sein Bundesland durchetzte und trotzdem/deswegen mit seinen Maßnahmen augenscheinlich ein Underperformer ist, auf der Beliebtheitswelle (es gibt nicht nur Coronawellen) ganz oben schwimmt und als künftiger Kanzler gehandelt wird?
Bin ich die einzige, die das nicht versteht?
Die Inzidenz sinkt um zwei Drittel – die Nachverfolgung der Ausbrüche bleibt auf demselben Stand
Ein weiterer gründlicher Artikel des IIGES Pandemie Monitors vom 6.3. beschreibt aus meiner Sicht eigentlich einen Skandal:
„Seit Beginn des Jahres schaffen die Gesundheitsämter die Zuordnung von Fällen zu Ausbrüchen nicht substanziell zu steigern, obwohl die Inzidenz um zwei Drittel gesunken ist.“
Falsch ist also die Erklärung Eine Nachverfolgung der Ausbrüche sei bei hohen Inzidenzen für die Gesundheitsämter nicht leistbar. Was dann? Vielleicht Folgendes: Die für die Zuordnung der Inzidenzen „vorgesehene Software ‚SORMAS‘ ist offensichtlich in der Mehrheit der Kreise installiert, aber vermutlich noch wenig in Benutzung.“
Das hat Folgen: „Aufklärung der Treiber von Inzidenzen ist Voraussetzung für mehr Mikromanagement und den Verzicht auf simple und unspezifische Lockdown-Maßnahmen.“
Wenn – wie es meist geschieht – auf eine „diffuse Lage“ verwiesen wird, dann werden eben auch diffuse Gießkannen-Maßnahmen beschlossen, statt zielgerichteter. Dabei müsste zum Verständnis nun wirklich nicht eine Nachverfolgung der Ausbrüche in der ganzen Bundesrepublik durchgeführt werden. Wieso ist es nach einem Jahr nicht möglich, die „Treiber von Inzidenzen“ durch repräsentative Untersuchungen in ausgewählten Städten oder Landkreisen herauszufinden?
Ich versteh das nicht. Wer trägt die Folgen? Wir!
Aber vielleicht klappt es ja jetzt besser, wo die Inzidenz wieder „exponentiell“ steigt.